Was ich vom Mythos Traumjob halte.
Welche Mythen tummeln sich rund um den Traumjob.
Vor allem in Zeiten der großen Sinnfragen ist das Thema berufliche Erfüllung hoch geschrieben. Allerdings kann die Suche nach dem Traumjob ordentlich Druck auslösen. Viele meiner Kunden kommen zu mir, weil es beruflich einfach nicht passt und die Suche nach dem Traumjob bisher sehr enttäuschend war. Die hohen Erwartungen, das ganze Glück im Job zu finden, kann auch der beste Job der Welt schwer schupfen.
Meine Überzeugung ist: “Es gibt für jeden einen Job, der einfach passt.” Aber was bedeutet das und was hat es mit dem Mythos Traumjob zu tun?
Also starten wir von vorn: Welche Mythen tummeln sich rund um den Traumjob?
Traumjob Mythos 1: Es gibt den Traumjob, von dem du keinen Urlaub brauchst.
Ich mache genau das, was ich kann, möchte und zu mir passt. Trotzdem ruckelt manchmal der Start in den Montag.
Ich denke, wir alle wünschen uns einen Job, der uns erfüllt – neben der Eigenschaft, unser täglich Brot zu verdienen. Aber ein Job, der dich rund um die Uhr erfüllt, impliziert irgendwie auch, dass er rund um die Uhr für dich präsent ist.
Hohe Erwartungen an eine allumfassende Erfüllung durch den Beruf – die eierlegende Wollmilchsau – führen viel mehr zu Druck bei der Jobwahl, als zur beruflichen Erfüllung!
Ein Job, der passt, belastet mich nicht. Ich bin zufrieden.
Die Selbstoptimierer werden jetzt sicher aufschreien, denn wie kann ich mich nur mit Zufriedenheit ´zufrieden´ geben!? Für mich ist ZUFRIEDENHEIT eine unglaublich schöne und erfolgreiche Erkenntnis und die Basis für ein ausgeglichenes und glückliches Leben. Ohne Zufriedenheit, jage ich mein Leben lang selbstoptimierend dem Glück hinterher. Mit Zufriedenheit, nehme ich mein Glück dankend an.
Ich mache das, was ich kann und will, authentisch. Ohne den Anspruch zu haben, jeden Tag mit Schmetterlingen im Bauch in die Arbeit zu gehen, aber mich auch genau darüber zu freuen, wenn es doch so ist. Ein Job, der passt, füllt mich aus, aber lässt noch Platz und Raum für alle Facetten in mir. Und auf meinen Urlaub kann ich mich trotzdem freuen, weil ich nichts Belastendes aus meiner Arbeitsroutine mitnehmen muss und ohne Melancholie wieder in die Arbeitswoche starten kann.
Zu einer gesunden Life-Balance gehören alle Facetten des Lebens. Eine Work-Life-Balance setzt die beiden Teile Arbeit & Leben in Relation, deshalb halte ich von dem Ausdruck nichts. Ob ich den höheren Sinn oder die höhere Bestimmung unbedingt im Arbeitsleben finden muss? Ich denke nicht. Ich strebe es an, ein glückliches und erfülltes LEBEN zu führen, meiner natürlichen Power, meinem Naturell entsprechend zu leben. – Und dazu gehört auch das Arbeitsleben, als Teil davon!
Traumjob Mythos 2: Wenn ich das liebe, was ich tue, dann fühlt es sich nicht wie Arbeit an.
Ein sehr poetischer Ratschlag ist oft: Folge deiner Leidenschaft, der Rest wird sich fügen…
Ich zum Beispiel mache genau das, was meinem Naturell entspricht. Ich weiß was ich kann, will und brauche, um gut und zufrieden zu arbeiten und langfristig glücklich im Job zu sein. Aber ganz ehrlich, auch mir fallen Kunden, Klienten und Aufträge nicht einfach zu und ich muss mich mit Dingen beschäftigen, die nicht auf meiner Wunschliste stehen.
Jeder ´Traumjob´ bringt auch Aufgabenbereiche mit, die uns nicht liegen. Ebenso sind wir von so vielen unbekannten Konstanten, wie bspw. der Laune unserer Kolleg:innen, der eigenen Tagesverfassung, dem Megastau, der verzögerten Lieferung etc. umgeben, dass wir unweigerlich Kompromisse schließen müssen, auch im ´Traumjob´.
Der wesentliche Unterschied zwischen Zufriedenheit und Frust liegt in der Bewusstheit, wie viele und welche Kompromisse du eingehen willst, kannst oder musst – und ob sich das lohnt oder nicht. Wenn du erkennst, welche Kompromisse Teil der Lösung sind und welche Kompromisse dich blockieren oder frustrieren, dann kannst du selbst entscheiden, ob sich der Kompromiss lohnt oder nicht.
Traumjob Mythos 3: Wenn du das tust, was du liebst, bist du erfolgreich.
Ein ganz wichtiges Puzzlestück auf dem Weg zum Berufsglück ist es, zu wissen, was du wirklich gerne machst.
Aber es ist eben nur ein Puzzlestück. Denn das, was du wirklich willst, soll ja auch zu dir und deinem Naturell passen, frei von einschränkenden Glaubenssätzen. Dein Arbeitsumfeld sollte von ähnlichen Werten geprägt sein und es ist wichtig, dass du dir deiner Rollen bewusst bist. Auch hier kannst du wieder ganz bewusst entscheiden, welche Kompromisse du eingehen möchtest und ob es sich lohnt.
Möchtest du dich beispielsweise mit deiner ´Berufung´ selbstständig machen, musst du natürlich auch davon leben können. Das heißt, der Markt, die Nachfrage und dein Ehrgeiz spielen eine große Rolle dabei.
Ein weiterer Aspekt ist, Arbeit mit der eigenen Identität zu verwechseln. Ist der Job weg, ist die eigene Identität dahin. Deshalb ist es ganz wichtig, dein gesamtes Leben in Einklang zu bringen und alle deine Säulen für ein glückliches Leben zu füllen.
Natürlich wäre es ideal, wenn wir unserer Leidenschaft beruflich nachgehen können und damit auch noch unsere Rechnungen bezahlen. Aber Begeisterung und Leidenschaft mit Erfolg und Deadlines zu verknüpfen, kann sehr viel Druck auslösen.
Es ist auch vollkommen in Ordnung, seine Leidenschaften und Hobbies von seinem Job zu trennen und auch Dingen nachzugehen, die nicht perfekt oder einem Endziel zu folgen haben. Man muss nicht mit jeder Leidenschaft sein Geld verdienen.
Traumjob Mythos 4: Schon als Kind wollte ich das werden.
Das Leben verändert sich und wir entwickeln uns weiter. Nur weil wir schon früh eine Vorstellung von dem einen Traumjob hatten, heißt das noch lange nicht, dass das noch immer unserem aktuellen Entwicklungsstand entsprechen muss. Hinzu kommt, dass sich Jobs ständig verändern und es viele Jobs von früher gar nicht mehr gibt.
Wie war das nochmal mit Konfuzius: ´Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern´. Und das betrifft das ganze Leben, nicht nur den Job.
Neue Wege einzuschlagen ist vollkommen in Ordnung.
Fazit:
Es ist super, wenn du die Möglichkeit hast, deinen Traumjob in allen Facetten zu leben. Aber erwarte nicht, dass dein Job dein persönliches Glück auf allen Ebenen definiert. Glück ist keine Karriere, sondern ein Zustand, und der beginnt mit Zufriedenheit! Bleib interessiert, bleib offen. Lerne dazu und reflektiere.
Werde dir bewusst, in welcher Lebensphase du dich befindest, entdecke deine natürliche Power, arbeite nach deinem Naturell und sei dir bewusst, was du jetzt willst, brauchst und kannst. Mit deinem Powerfaktor findest du einen Job, der wirklich ZU DIR passt – und zu deinem Leben!