Sichtbarkeit im Lebenslauf
So präsentierst du dich optimal für den Job, der zu dir passt.
Mit natürlicher Power zum Joberfolg.
Die Bewerbung ist der erste Eindruck, den Unternehmen von potenziellen Kandidat:innen erhalten. Ein professionell gestalteter Lebenslauf kann darüber entscheiden, ob eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt oder nicht. Doch wie stellt man sich so dar, dass man nicht nur wahrgenommen, sondern auch als passende Besetzung für die gewünschte Position erkannt wird? Studien zeigen, dass Männer und Frauen dabei unterschiedliche Strategien verfolgen und Frauen nach wie vor mehr Selbstbewusstsein in der Lebenslaufgestaltung bräuchten.
Geschlechterspezifische Unterschiede im Lebenslauf
Untersuchungen, wie die von LinkedIn oder McKinsey*, belegen, dass Männer und Frauen sich unterschiedlich auf dem Arbeitsmarkt präsentieren. Während Männer häufiger selbstbewusst ihre Erfolge betonen und sich auch auf Stellen bewerben, bei denen sie nicht alle Anforderungen erfüllen, sind Frauen oft zurückhaltender und legen mehr Wert auf Teamarbeit und weiche Faktoren. Diese Tendenzen spiegeln sich auch in der Gestaltung von Lebensläufen wider:
- Männer neigen dazu, Erfolge messbar darzustellen und aktiv Verben wie „geleitet“, „optimiert“ oder „initiiert“ zu verwenden.
- Frauen fokussieren sich oft auf die Darstellung der Zusammenarbeit, nutzen Begriffe wie „mitgewirkt“ oder „unterstützt“ und zeigen sich weniger selbstbewusst in ihren Formulierungen.
Eine Studie zum Thema “Doing Gender bei Bewerbungsschreiben Geschlechtsunterschiede in der Selbstdarstellung bei Absolventinnen und Absolventen der Psychologie und der Rechtswissenschaften”* hat 2017 Selbstdarstellungstechniken von Frauen und Männern in Bewerbungsschreiben analysiert.
Als Selbstdarstellungstechniken wurden in der Studie unter anderem definiert (Auszug):
Eigenwerbung: „Selbstständiges Arbeiten, Flexibilität sowie hohe Einsatzbereitschaft stehen für meine Persönlichkeit.“
Kompetenz und Expertentum signalisieren: „In meiner beruflichen Laufbahn habe ich mich vor allem auf den Bereich ‚XY‘ spezialisiert.“
Hohe Ansprüche stellen „Ich bin bestrebt, mein vorhandenes Wissen ständig zu erweitern, versuche aber auch mir Fähigkeiten anzueignen, die ich neben den fachlichen Qualitäten als sinnvoll und wichtig erachte. Ich besuche regelmäßig zahlreiche Seminare aus den Bereichen XY…
Hohes Selbstwertgefühl signalisieren: „Ich bin überzeugt, dass ich durch meine universitäre Ausbildung und meine berufliche Erfahrung Ihrem Anforderungsprofil in jeder Hinsicht entspreche.“
Es wurden signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf genannte Selbstdarstellungstechniken herausgefunden.

Quelle: Quelle: Monika Stempkowski & Elisabeth Ponocny-Seliger: Doing Gender in Bewerbungsschreiben 2017*
Geschlechterspezifische Unterschiede bei Bewerbungen:
Frauen bewerben sich im Durchschnitt bei 100% Übereinstimmung von Stellenausschreibung und eigenen Qualifikationen im Lebenslauf und Männer bewerben sich bereits bei 60% Übereinstimmung. (CIPD 2015)
Diese Unterschiede führen dazu, dass qualifizierte Frauen oft übersehen werden, während Männer mit vergleichbaren Qualifikationen häufiger in den engeren Auswahlprozess gelangen. Doch wie kann man als Bewerber:in die eigene Sichtbarkeit erhöhen, ohne sich zu verbiegen?
Tipps für eine bessere Sichtbarkeit im Lebenslauf
1. Erfolge klar und messbar darstellen
Anstatt allgemeine Aussagen zu treffen wie z.B. „Ich war für das Marketing verantwortlich“, sollten messbare Erfolge hervorgehoben werden: „Ich habe die Social-Media-Reichweite um 40 % erhöht und 15 % mehr Leads generiert.“
2. Aktive und selbstbewusste Formulierungen nutzen
Statt „mitgewirkt“ oder „unterstützt“ sollte „entwickelt“, „geführt“ oder „erfolgreich umgesetzt“ verwendet werden. Dies signalisiert Initiative und Verantwortungsbewusstsein.
3. Passgenaue Keywords einbinden
Viele Unternehmen nutzen Bewerbermanagement-Systeme mit automatisierten Filterfunktionen. Wer relevante Schlüsselbegriffe (Keywords) aus der Stellenanzeige übernimmt, erhöht die Chancen, vom System erkannt und weitergeleitet zu werden.
4. Netzwerk und Online-Präsenz optimieren
Ein vollständiges und professionell gestaltetes LinkedIn-Profil kann den Lebenslauf ergänzen. Besonders Frauen sollten Netzwerke strategisch nutzen, um ihre Erfolge sichtbarer zu machen. Mehr über Netzwerken in der beruflichen Veränderung erfährst du hier.
5. Selbstbewusst auftreten – ohne Übertreibung
Es geht nicht darum, Fähigkeiten zu übertreiben, sondern die eigene Leistung angemessen darzustellen. Erfolgsgeschichten, die durch Zahlen oder konkrete Ergebnisse belegt sind, wirken überzeugend.
Wenn du einen Job willst, der auch wirklich zu dir passt, musst du das zeigen, was du wirklich machen willst und kannst. Viele meiner Klient:innen kommen zu mir, weil sie endlich etwas machen wollen, das auch zu ihnen passt.
Aussagen wie: “Ich habe den Job gewechselt, aber schon wieder befinde ich mich in der gleichen Position/Rolle” oder “Ich weiß nicht, auf was ich mich noch bewerben soll” sind nicht selten.
Warum bewerben wir uns immer auf gleiche Stellen und haben so viele Angst davor, wieder im gleichen Job zu landen?
Weil wir uns in der Regel nach den sichtbaren Erfolgen in unserem Lebenslauf halten. Das heißt, jene Aufgaben, die wir in unserem Dienstzeugnis oder in der Stellenbeschreibung wiederfinden, werden auch in den Lebenslauf übernommen. Dabei werden jedoch alle Kompetenzen vergessen, die wir gerne und selbstverständlich als workaround oder ganz automatisiert übernehmen und nirgends als offizieller Punkt erscheinen. Hinzu kommt, dass sehr viele Kompetenzen nur dann wahrgenommen werden, wenn sie auch mit einem Zertifikat oder einer Ausbildung belegt sind.
Studien zeigen, dass Frauen häufiger Weiterbildungen absolvieren als Männer, um sich auf dem Arbeitsmarkt sicherer zu fühlen. Laut dem WSI GenderDatenPortal nahmen im Jahr 2022 etwa 69 % der erwerbstätigen Frauen an Weiterbildungen teil, im Vergleich zu 63 % der Männer. Besonders bei individuellen berufsbezogenen Weiterbildungen waren Frauen mit 9 % gegenüber 5 % der Männer deutlich aktiver. Zudem belegen Daten, dass Frauen sich stärker auf Bildung und Qualifikationen verlassen, um sich am Arbeitsplatz durchzusetzen
Ein weiterer Hinweis darauf, dass Frauen tendenziell mehr in ihre Bildung investieren, ist die höhere Studienberechtigtenquote in Deutschland : 54,7 % der Frauen erwarben 2022 eine Studienberechtigung, während es bei Männern nur 42,6 % waren
Diese Tendenz könnte mit geschlechtsspezifischen Unsicherheiten und unterschiedlichen Erwartungen im Arbeitsmarkt zusammenhängen. Frauen investieren oft mehr in ihre Ausbildung, um sich gegenüber männlichen Konkurrenten zu behaupten und mögliche Diskriminierung auszugleichen.
Die natürliche Power im Lebenslauf integrieren – Was ich dir empfehle:
Zuallererst ist es wichtig, dass du weißt, was du wirklich willst. Dazu solltest du deinen Lebenslauf ganz genau analysieren. Aber um eine ordentliche Datenbasis zu haben, musst du deine gesamte Erfahrung in Stichworten sichtbar machen. Nicht nur deine fachlichen Fähigkeiten und Aufgabenbereiche, sondern auch deine persönlichen Skills und sozialen Stärken. Schau dir dazu jede Station in deinem Lebenslauf ganz genau an und analysiere, welche Tätigkeiten du übernommen hast.
Tipp: Integriere die Formulierungsvorschläge aus diesem Blog, siehe oben.
Ist dein Lebenslauf vollständig, dann nimm dir zwei Farben zur Hand. Markiere mit einer Farbe jene Aufgaben, die dir Spaß gemacht haben und die du auch wirklich gut kannst und markiere mit der anderen Farbe alle Aufgaben, die du nicht mehr übernehmen möchtest.
Wenn du dich auf die positiven Aspekte konzentrierst, kannst du diese nochmal hervorheben und ergänzen.
Das solltest du auch im Bewerbungsschreiben und in deiner Jobsuche beachten. Aufgaben, die du nicht mehr machen möchtest, sind damit nicht mehr Teil deiner Suchstrategie.
Hier gibt’s noch mehr Infos: Mit diesen 3 Tipps gelingt berufliche Neuorientierung.
Fazit: Authentisch, selbstbewusst und strategisch sichtbar sein
Wer sich für den richtigen Job positionieren möchte, sollte auf eine klare und überzeugende Darstellung im Lebenslauf achten. Frauen sollten lernen, ihre Leistungen ebenso offensiv zu präsentieren wie Männer – ohne sich unwohl zu fühlen. Männer wiederum können von einer differenzierteren Darstellung profitieren, die nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf Soft Skills eingeht. Die ideale Bewerbung kombiniert das Beste aus beiden Welten: eine authentische, selbstbewusste und strategische Präsentation der eigenen Fähigkeiten.
Quellen:
Mc Kinsey & Company: Women in the Workplace 2024: Designed Report
Linkedin: Gender insights report: How women find jobs differently
Monika Stempkowski & Elisabeth Ponocny-Seliger: Doing Gender bei Bewerbungsschreiben Geschlechtsunterschiede in der Selbstdarstellung bei Absolventinnen und Absolventen der Psychologie und der Rechtswissenschaften, 2017, AWO Psychologie
CIPD (2015): a head of hiring. The behavioral science of recruitment and selection. United Kingdom
WSI GenderDatenPortal: https://www.wsi.de/de/bildung-14616-teilnahme-an-weiterbildung-nach-art-der-weiterbildung-2012-2014-und-2016-14797.htm
Bundeszentrale für politische Bildung Deutschland: https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/sozialbericht-2024/553309/gleichstellung-bildung-und-berufswahl/