Die innere Kündigung (inkl. Selbsttest)
Was eine innere Kündigung ist und wie du sie erkennst.
Was versteht man unter einer inneren Kündigung?
Die innere Kündigung ist ein psychologischer Zustand, der bereits weit vor einer tatsächlich eingereichten Kündigung startet. Betroffene Mitarbeiter:innen fühlen sich unzufrieden, demotiviert und frustriert gegenüber der eigenen Arbeitssituation. Es entsteht eine mentale Verweigerung oder Abneigung gegenüber Arbeitsaufgaben oder gegenüber dem Arbeitgeber. Mental wurde die Kündigung sozusagen schon eingereicht. Die Faktoren dafür sind vielfältig und manchmal noch nicht einmal für die betroffenen Mitarbeiter:innen greifbar. Aber man kann sagen, dass dieser Zustand nicht gesund für Betroffene ist.
Meistens hat dieser Zustand bereits begonnen, wenn sich Menschen für ein Coaching entscheiden.
Was ist Quiet Quitting – die stille Kündigung.
Ein weiterer Begriff, den du vielleicht schon gehört hast, ist Quiet Quitting. Oft wird das mit einer inneren Kündigung verwechselt. Die beiden Zustände sind zwar sehr ähnlich, aber nicht gleich. Bei der so genannten stillen Kündigung verzichten Mitarbeiter:innen zunehmend auf die so genannte `Extrameile`. Überstunden oder Erreichbarkeit in der Freizeit nehmen ab. Grundsätzlich bleibt jedoch die gesunde Leistungsbereitschaft erhalten. Jedoch nur mehr im Rahmen des eigentlichen Arbeitsvertrages, also Dienst nach Vorschrift.
Wie erkennst du eine innere Kündigung bei dir selbst?
Du merkst, dass du dich bei Gesprächen zunehmend zurückziehst und in vielen Diskussionen keinen Sinn mehr siehst. Besonders deutlich ist das sehr oft bei üblichen Teamsitzungen oder ´Jour fix´ zu beobachten. Anstatt deine Meinung zu äußern, oder Verbesserungswünsche einzubringen, bleibst du auf einmal stiller Beobachter oder du wirst zum bequemen ´Ja-Sager`…´Wird schon passen´.
Du erledigst Arbeitsaufgaben auf einmal unreflektiert und agierst nach dem Motto: Lieber nicht auffallen, einfach machen. Du übernimmst einfach die Meinung deiner Teamkolleg:innen und hältst dich bei neuen Arbeitsaufträgen damit geschickt zurück.
Grundsätzlich klingt das nach unkomplizierten Arbeitsverhalten, aber dieser lethargische Arbeitsstil wird dich nach und nach am Sinn deiner Tätigkeit zweifeln lassen. Insbesondere wenn du vorab motivierte Ziele und berufliche Vorstellungen verfolgt hast.
Ich denke nicht, dass sich jeder in einer inneren Kündigung befindet, der sich beruflichen Gegebenheiten einfach anpasst und sich mit möglichst wenig Aufwand durch den Arbeitstag ´schummelt´. Oft erfordern die eigenen Lebensumstände die persönliche Energie in anderen Bereichen oder man geht einfach bewusst Kompromisse ein, um erstmal Energie an anderer Stelle freizuschaufeln. Vielleicht passt auch nur das Team nicht.
Aber ist dein Naturell grundsätzlich intrinsisch motiviert, und deine Leistungsbereitschaft nimmt sukzessive ab, dann solltest du rechtzeitig Klarheit in deine berufliche Situation bringen. Eine innere Kündigung kann auch für dich zu einem sehr belastenden Umstand werden, der sich im schlimmsten Fall nicht nur mental, sondern auch körperlich bemerkbar macht.
Welche Anzeichen einer inneren Kündigung sind von außen erkennbar?
- Du bringst dich weniger in Teamsitzungen oder bei regelmäßigen Jour Fix ein.
- Anstatt wie gewohnt deinen Beitrag zu leisten oder deine Meinung zu äußern, wirst du zum ´Ja-Sager´.
- Entscheidungen von deiner Führungskraft nimmst du einfach entgegen, egal ob es dir zusagt oder nicht.
- Arbeitsaufgaben erfüllst du einfach, ohne zu hinterfragen oder die Qualität nochmal zu prüfen.
- In Pausen oder Gesprächen mit anderen Kolleg:innen bist du eher teilnahmslos, gelangweilt oder genervt.
- Du wirst wesentlich unproduktiver und schaffst viel weniger in der gleichen Zeit.
- Du nimmst vermehrt Zeitausgleich oder hast häufiger kurze Krankenstandstage.
Welche Gründe gibt es für eine innere Kündigung?
Mitarbeiter:innen kündigen Führungskräften und selten Unternehmen.
Ein demotivierender Führungsstil, Wertekonflikte oder fehlende Wertschätzung sind sehr oft die treibenden Indikatoren für eine stille oder innere Kündigung. Manchmal fehlt auch einfach die emotionale Bindung zum Arbeitgeber oder es wird die Sinnhaftigkeit oder Tätigkeit des Unternehmens hinterfragt.
Überforderung oder Unterforderung. (Burnout oder Boreout).
Im Prinzip können beide Zustände zu ähnlichen Symptomen in der Anfangsphase führen. Wohingegen Stress und erste Anzeichen in Richtung Erschöpfungssyndrom schneller wahrgenommen werden, bleibt das Boreout weiterhin noch etwas versteckt. Vor allem in Unternehmenskulturen mit hohem Präsentismus ist neben der Tatsache, dass Mitarbeiter:innen auch krank arbeiten gehen auch Boreout eine nicht zu unterschätzende Komponente. Gehören lange Tage und Überstunden einfach zur Teamkultur, unabhängig vom Projektstatus (nicht immer sind es maximal zeitintensive Projekte), dann kann das durchaus zu einem Boreout führen und damit bester Nährboden für eine innere Kündigung.
Konflikte.
Im Team oder mit der Führungsebene sind Konflikte sehr oft der Startschuss in eine innere Kündigung. Es muss sich dabei nicht immer über Meinungen, Inhalte, Fakten oder Strukturen drehen, sondern meistens sind es Wertekonflikte, die Mitarbeiter:innen in eine rasche innere Kündigung treiben.
Fehlende Wertschätzung.
Egal ob fehlendes Feedback oder eine ungerechte Bezahlung. Wertschätzung ist ein Grundpfeiler für Mitarbeiter:innenzufriedenheit.
Ungerechtigkeit.
Fühlt man sich ungerecht behandelt, dann hinterfragt man sehr schnell den Sinn dieser Tätigkeit.
Folgen einer inneren Kündigung.
Eine innere Kündigung ist nicht zu unterschätzen. Weder für das Team, das Unternehmen aber allen voran auch nicht für dich. Denn langfristige Demotivation, Frust und Leistungsabfall können sich ernsthaft auf dein berufliches Selbstvertrauen auswirken. Insbesondere wenn es auf Grund von Ungerechtigkeiten, Konflikten oder fehlender Wertschätzung zu Resignation kommt. Auch wenn du aus persönlichen Sicherheitsstreben versuchst möglichst lange im Unternehmen oder dieser Position zu bleiben, irgendwann bist du müde und die Abgrenzung fällt immer schwerer, spätestens dann nisten sich Selbstzweifel und Ängste bei dir ein.
Im schlimmsten Fall dauert der Zustand zu lange und es entwickeln sich ein Burnout, Boreout, depressive Verstimmungen oder es machen sich körperliche Beschwerden bemerkbar.
Alles in allem Zustände, die deiner zufriedenen beruflichen Zukunft im Wege stehen!
Präventive Maßnahmen und Wege aus der inneren Kündigung.
Die innere Kündigung – Verschaffe dir Klarheit.
Suche das Gespräch mit deiner Führungskraft:
Überlege dir mögliche Lösungsstrategien oder nimm dir eine kleine Auszeit, um wieder klar und in so genannter Vogelperspektive deine Situation zu reflektieren.
Auf welche präventiven Faktoren du achten kannst, damit du einer inneren Kündigung vorzeitig entgehst.
Bemerkst du erste Verhaltensänderungen, oder wiederkehrende Gedanken, dann solltest du rasch reflektieren, an was es liegt und welche konkreten Schritte du jetzt setzen kannst, damit es dir wieder besser geht. Oft hilft auch ein offener Austausch mit deinen Freunden oder Familie.
Welche grundlegenden Mitarbeiter:innen -Erwartungen sich sehr oft in meinen Coachings zeigen:
Wann du jedenfalls kündigen solltest. 4 Red Flags.
Selbsttest: Stecke ich in einer inneren Kündigung?
Kannst du den überwiegenden Teil mit JA beantworten, dann befindest du dich höchstwahrscheinlich bereits im Prozess der inneren Kündigung.